Klettercamp 2012

Die Kletter-AG unserer Schule verschlug es vom 25. bis 28. Juni 2012 zum ersten Mal nach Oberbayern. Genauer gesagt nach Aicha, einem Ortsteil von Kon- stein, das für seine bizarren Kalksteinformationen, wie z.B. dem über 50 m hohen Dohlenfels, berühmt ist. Hier befand sich unser Basecamp, das Kletter- heim der DAV-Sektion Ansbach, das wir für 3 Tage angemietet hatten. Die Kletterfelsen waren von dort aus in 5 Minuten zu Fuß erreichbar. Solche optima- len Bedingungen hatten wir noch nicht einmal in Bruchweiler/Bärenbach.
Die Hin- und Rückfahrt wurde von den beiden betreuenden Lehrkräften Marco Rieder und Thilo König sowie Herrn Zimmermann, Vater von zwei AG-Teilnehmern, mit deren privaten PKWs durchgeführt. Dieses dreiköpfige Betreuerteam harmonierte prächtig und erlebte zusammen mit der Klettergruppe vier wunderschöne, erlebns- reiche Tage in Oberbayern. Dieses Jahr haben neun Schülerinnen und Schüler der 9. bzw. 10. Jahrgangsstufe am Camp teilgenommen. Verstärkt wurden wir von zwei ehemaligen AG-Mitgliedern mit viel Felserfahrung: Henning Piper und Jochen Lemke, beides Auszubildende, die sich extra für diese Zeit von ihren Betrieben beurlauben ließen.
Der 1.Tag
Die Wettervorhersage schien für die nächsten drei Tage ebenfalls gut zu sein und so ging es am Montagmorgen um 8 Uhr mit drei Autos in Richtung Altmühltal los. Nach einer über 3stündigen Fahrt kamen wir etwas erschöpft in Aicha an. Im sehr geräumigen, gut ausgestatteten Kletterheim wurden gleich die Zimmer bezogen. Danach richteten wir unsere Kletterausrüstung für die erste Erkundungstour zu den umliegenden Felsen des Aichaer Gebietes. Einen Überblicksplan des Gebietes ließen wir vorsorglich auf die Rückseite unseres Klettercamp-T-Shirts drucken, damit auch ja keiner verloren gehen konnte. Vielen Dank an dieser Stelle an Pedro Salisch, ohne dessen Hilfe wir dieses Jahr kein „Camp-Shirt“ gehabt hätten. Ein Teil der Gruppe kümmerte sich um die Einkäufe, denn die Versorgung der Klettergruppe musste sichergestellt werden. Wir ließen über 130 Euro im Netto-Markt des Nachbarortes Wellheim um die Frühstücksverpflegung und die Lebensmittel für das Abendessen einzukaufen. Nachdem alle Einkäufe verstaut waren, ging es endlich los. Der ideale Einstiegsfels war der „Märchenturm“. Dort konnten wir ganz entspannt in leichten Graden klettern. Sogar erste Vorstiege waren dank der sehr guten Ausstattung mit Bohrhaken möglich. Danach teilte sich die Klettergruppe nach Leistungsstärke auf. Die einen gingen zum „Kessel“, der auch als Miniaturkulisse für die Karl-May-Festspiele dienen könnte, während die fortgeschritteneren Kletterer sich an der „Münchner Wand“ zu schaffen machten. Dort konnten einige Klassiker des 5.Klettergrades wie z.B. die „Linke Südwand“ (V+) oder der „Südriß“ (V) erfolgreich erklettert werden. Die Kalkfelsen rund um Konstein waren leider an manchen Stellen schon so stark abgeklettert, dass die Griffe und Tritte aufgrund ihrer glatten Struktur schwer zu halten bzw. zu treten waren. Da merkt man erst einmal, was man am Pfälzer Sandstein hat.
Am frühen Abend traten wir den Rückweg in unser Basecamp an, denn es mussten die Vorbereitungen für das Abendessen getroffen werden. Herr Rieder und Herr König, unser altbewährtes Küchenteam, machten sich auch gleich ans Kochen. Der Hüttenklassiker „Spaghetti Bolognese“ stand mal wieder auf der Speisekarte. 2,5 kg Nudeln und 2 kg Hackfleisch wurden dazu verkocht. Aus den selbstgesammelten Pilzen (im Netto-Markt „aufgesammelt“) kreierte der Chef de Cuisine Monsieur Rieder ein leckeres Pilzragout, das nicht nur Herrn Zimmermann in Verzückung versetzte. Nach dem Essen saßen wir zusammen am obligatorischen Lagerfeuer und sangen Klassiker deutscher Schlagerkultur, intoniert von unserem „Frontmann“, dem König (Thilo) von Aicha, und seiner Troubadour-Gefolgschaft. Einige gingen bei Einbruch der Dunkelheit aufs Zimmer, um dort ihre restlichen Energien bei der „Bettlager-after-climb-party“ sinnvoll zu entladen. Die betreuenden Lehrkräfte spielten mit den verbliebenen Schülern noch die ein oder andere Partie „Keltis“, ein Brettspiel mit Kultcharakter.
Der 2.Tag
Herr Zimmermann, ein notorischer Frühaufsteher, richtete jeden Morgen das Frühstück für die komplette Mannschaft. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön dafür. So gegen 8 Uhr wurden die ersten Kletterer wach und nahmen die Duschen in Beschlag. Warmes Wasser war bisher kein Klettercamp-Standard, umso mehr freuten wir uns über diesen neuen „Luxus“. Das reichhaltige Frühstück genossen wir sehr und auch der Abwasch war schnell organisiert. Nach dem Einkauf in Wellheim fuhren Herr Rieder und Herr König nach Dollnstein. Dieser Ort liegt direkt am Fluss Altmühl. Hier informierten sie sich über die Möglichkeit, am nächsten Tag eine Kanu-Tour auf der Altmühl durchzuführen. Ein Bootsverleih war schnell gefunden. Die Verleihpreise waren im Rahmen und so reservierten sie drei Viererkanus und ein Zweier für den nächsten Tag. Um 11.30 Uhr ging es zum Klettern. Diesmal war das Konsteiner Gebiet unser Ziel. Die Jungmannschaft (inkl. Betreuer) war bereit, das Klettermaterial gerichtet. Wir packten es an!
Als perfekter Anfänger- und Übungsfels entpuppte sich eine Wand namens „Asterix & Obelix“. An der 15m hohen, sehr gut mit Bohrhaken ausgestatteten Wand wurde sich an leichten Routen zunächst mal „eingeklettert“. Dann ging es zum Sektor „Lucky Luke“. Hier gelang Pedro Salisch der Vorstieg einer schweren, da stark abgespeckten VI+. Während die Klettergruppe leichtere Wege sowohl im Vorstieg, als auch im „Toprope“ genießen durfte, bauten sich Herr Rieder und Herr König aus Karabinern und Bandschlingen behelfsmäßige „Klettersteigsets“ und begingen einen Teil des Oberlandsteigs, dem berühmtesten Klettersteig Konsteins. Dann war es Zeit für die Besteigung des 17m hohen Bergspinnenturms (leider ohne Gipfelbuch!) durch die Seilschaft Rieder / Salisch. In eine richtig schwere VII+ ließ sich ein Toprope hängen. Herr Rieder und Jochen Lemke musste alles geben, um diese Tour (von oben gesichert) zu schaffen. Zum Schluss sicherte sich Henning Piper noch eine knackige VI+ am benachbarten Dohlenturm. Gegen 17.30 Uhr waren wir wieder zurück im Kletterheim. An diesem Abend wollten wir ein schönes Barbecue veranstalten. Nun wurden die Aufgaben schnell verteilt und jeder brachte sich so gut er konnte ein. Manche sammelten im Wald Brennholz für das abendliche Lagerfeuer. Andere überprüften die Kletterausrüstung auf Vollständigkeit. Wiederum andere deckten die Tische oder befeuerten den Holzkohlengrill. Es gab selbst marinierte Steaks und super leckere Bratwürste. Auch der Tomaten-Mozzarella-Salat war köstlich. Grillmeister Pedro und sein Assistent Nico grillten mit heißer Flamme und sorgten für ein gutes Gelingen. Das anschließende Geschirrspülen wurde schnell erledigt. Auch dieser erlebnisreiche Tag ging mit einem prasselnden Lagerfeuer und guten Gesprächen drum herum zur Neige.
3. Tag
Nach dem morgendlichen Frühstück mit anschließendem Küchendienst (Abwasch usw.) wurde das Tagesprogramm nochmals besprochen. Die geplante Kanufahrt konnte dank der guten Wetterlage heute sattfinden. Um 11 Uhr wurden erfahrene Kletterer in laienhafte Kanuten verwandelt. Mit Schwimmwesten und Paddeln bewaffnet wurden die Boote geentert. Herr Königs legendäre Sicherheitsanweisung wurde für spätere Kanu-Aspiranten auf Video festgehalten. Nun ging es mit vereinten Kräften stromaufwärts. Nach drei Kilometern mussten die Boote an Land geschleppt werden. Der Grund: ein Wehr mit Wasserrutsche. Wir stiegen also am Landsteg aus und setzten das Boot hinter der Rutsche wieder ein. Danach wurde fleißig die Stromschnelle befahren. Die Insassen sahen aus wie begossene Pudel und die Boote füllten sich mit dem Wasser der Altmühl. Den Kanuten gefiel die willkommene Abkühlung natürlich sehr gut und schleppten die Kanus ein ums andere Mal auf die andere Seite der Staustufe. Klettercamp meets Kanufreizeit. Das Ganze mit ein wenig Rutschvergnügen à la Teufelsfässer vom Holiday Park. Die Jungs und Mädels waren begeistert. Weniger begeistert waren wir darüber, dass sich Herr König eine Zecke einfing. Diese ließ sich nicht entfernen, so dass fachärztliche Hilfe benötigt wurde. So musste der Kanuverleih wieder früher als geplant angesteuert werden. Dank der fürsorglichen Mithilfe der Bootsverleiherin bekam Herr König am selbigen Mittag noch einen Behandlungstermin, um die Zecke entfernen zu lassen. Während seiner Abwesenheit, ließen wir uns in der strahlenden Sonne trocknen. Zurück im Kletterheim verordnete Herr Rieder eine zweistündige Mittagspause um Kraft zu tanken für das bevorstehende Kletterhighlight: die Erkletterung des Dohlenfels-Südgrates (V), der bekanntesten Route des gesamten Klettergebietes. Manche von uns schliefen, andere hielten Kontakt mit ihren Freunden zu Hause. Die Feuerteufel in unserem Team sammelten im Wald Brennholz. Am späten Nachmittag traf der Hüttenwart ein. Wir mussten ihn aufgrund eines Wasserrohrschadens benachrichtigen. Er reparierte den Schaden während sein Sohn den Rasen rund um das Kletterheim mähte. Dann ging es mit einem Teil der Gruppe zum Dohlenfels, der mit seiner Höhe von über 60m das Landschaftsbild prägt. Eine Gruppe von 8 tollkühnen Kletterern stieg bis zum ersten Standplatz auf ca. 30m Höhe in eine Scharte auf. Der Vorsteiger holte Seil um Seil seine Jungmannschaft nach. Oben waren alle beeindruckt von dem tollen Ausblick auf die wunderschöne Umgebung. Als sich wieder alle abgeseilt hatten, ging es wieder zurück zur Hütte. Diejenigen, die nicht an der Kletteraktion am Dohlenfels beteiligt waren, hatten schon die Vorbereitungen für das Abendessen (2.Grillabend in Folge), unter der Leitung von Herrn Zimmermann, getroffen. Nachdem die „Fleischtöpfe von Aicha“ geleert waren, fuhren ein paar Fussballverrückte nach Wellheim, um dort in einer Dorfkneipe das EM-Halbfinale zwischen Spanien und Portugal live zu verfolgen. Der Sieg der Spanier wurde am heimischen Lagerfeuer noch ausreichend diskutiert und analysiert. Wieder ging ein Tag mit einer Fülle von beeindruckenden Erlebnissen zu Ende. Das Lagerfeuer loderte noch bis früh in die Morgenstunden und alle waren sich einig, dass dies bestimmt der ereignisreichste Tag des Klettercamps war.
4.Tag (Abreise und Rückfahrt)
Nach dem letzten Camp-Frühstück wurden die Sachen zusammengepackt und das Kletterheim gründlich gesäubert. Auch hier zeigte Herr Zimmermann großen Einsatz, indem er das komplette Erdgeschoss (inkl. Duschbereich) feucht aufwischte. Als Herr Rieder zusammen Henning Piper die Pfandflaschen wegfahren wollte, passierte das Missgeschick. Beim Wenden seines Autos setzte er es seitlich auf einer schmalen Steinmauer ab, so dass das rechte Hinterrad frei in der Luft hing und er dadurch feststeckte. Alle AG-Teilnehmer wurden herbei gerufen und das hämische Gelächter war groß. Wie hat Herr Rieder das nur angestellt? Unser angehender KFZ-Mechatroniker Jochen Lemke setzte gleich den Wagenheber an. Herr König erklärte fachmännisch wie wir mit dessen Hilfe das Auto von der Mauer hieven könnten. Herr Rieder ließ den Wagen an und gab entsprechend Gas während der Wagenheber zusammen mit den restlichen Hilfskräften den nötigen „Aufschwung“ brachte, um aus der misslichen Lage zu kommen. Am Ende hatte Herr Rieder wirklich Glück im Unglück, denn sein Wagen war – wie durch ein Wunder – (fast) nicht beschädigt worden. Die Heimfahrt zog sich aufgrund der vielen Staus auf der A8 etwas in die Länge, so dass wir erst gegen 17 Uhr erschöpft in Wörth ankamen.
Das 6.Klettercamp führte uns erstmals etwas weiter weg vom heimischen Pfälzer Felsenland. Alle Beteiligten waren sich jedoch einig, dass unsere tolle Unterkunft und die große Auswahl an Klettermöglichkeiten die weite Anreise ins Altmühltal recht- fertigten. Dass uns die Schulleitung der Realschule Plus einen zusätzlichen Klettertag in Oberbayern ermöglichte, hat uns auch sehr gefreut.
(Der Artikel wurde verfasst von Jacqueline Wilhelm, Pedro Salisch, Nico Zimmermann und Lukas Wagner. Ergänzt wurde er vom AG-Leiter Marco Rieder)
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